Expedition Silberzeche Kassian – Theresia Stollen 

24.12.22

KURZZUSAMMENFASSUNG 

Ein 5-köpfige Team hat sich am 27.11.2022 auf dem Weg gemacht, den untersten Teil unseres Stollensystems zu erkunden. Geplantes Ziel war die Silberzeche. Die Expedition startete um 8.25 Uhr beim Kassianstollen auf 1078 m, es wurde bis in den Theresiastollen (965 m ü.d.M) abgestiegen, wobei insgesamt 80 m abgeseilt werden musste. Im Theresiastollen angekommen, wurde der Aufstieg über die Silberzeche angegangen. Die Silberzeche wurde erkundet und vermessen. Eine letzte Option weiter in die Silberzeche vorzudringen blieb noch offen, der Versuch diesen Stollen noch zu erkunden wurde aufgegeben, weil die Zeit fehlte. Um 19:30 Uhr stiegen wir vom Mundloch des Kassianstollens wieder aus und traten den Fußmarsch zum Hauptgebäude an. Damit waren wir insgesamt ca. 11 Stunden im Berg und erkundeten das Stollensystem.

Verfasst am 9. Dezember 2022 

EXPEDITIONSBERICHT: Silberzeche ​​Über Kassian, Katharina nach Theresia (geplantes Ziel: Silberzeche und Verbindung Kassian) 

​ ​INHALTSVERZEICHNIS 

  •  ​KURZZUSAMMENFASSUNG 
  • ​DAS TEAM 
  • ​DIE AUSWAHL DES ZIELES 
  • ​CHRONOLOGIE DER EXPEDITION 
  • ​FAZIT 
  • ​INFOS 
  • ​MATERIALLISTE 

DAS TEAM (Abb.1 v.l.n.r) 

Johannes Unterhauser, Montan (Kultur- und Museumsverein Villanders) 

Arik Oberrauch, Lajen

Peter Gafriller, Barbian (Kultur- und Museumsverein Villanders) 

Gruber Klaus, Villanders (Kultur- und Museumsverein Villanders) 

Gruber Christof, Villanders (Kultur- und Museumsverein Villanders) (Foto)

DIE AUSWAHL DES ZIELES 

Ziel der Expedition war es, das Stollensystem des Villanderer Bergerkes weiterzuerkunden und zu erforschen. Explizit wurde die Silberzeche im Bereich des Theresiastollens, Katharinastollens und Kassianstollens als Ziel ausgewählt. Um diesen zu erreichen war geplant im Kassianstollen (1078 m ü.M.) ins Stollensystem einzufahren. Der Kassianstollen ist, Stand heute, der unterste Eingang ins Stollensystem, die darunterliegenden Stollen sind von außen nicht zugänglich, da diese Eingänge eingestürzt/ verbrochen sind. Auch der Kassianstollen war bis vor einem Jahr auch noch verschlossen. Auf Initiative des Kultur- und Museumsvereins Villanders (folgend KMVV genannt) wurde dieser Stolleneingang im  vom Januar 2021 bis Juli 2022 laufend von mehreren Vereinsmitgliedern in Handarbeit (mit Schaufel und Kübel) geöffnet und gesichert. Somit war dies der unterste Stolleneingang, der einen mehr oder weniger sicheren Einstieg ins Stollensystem ermöglichte.  

CHRONOLOGIE DER EXPEDITION 

Das gesamte Team, bestehend aus den vorher erwähnten 5 Mitgliedern, traf sich am 27.11.2022 um 7:00 Uhr (MEZ +1,00) beim Bergwerksgebäude in Villanders (Oberland 36, I-BZ- 39040 Villanders). Das Bergwerksgebäude befindet sich beim Elisabethstollen (1300 m ü.M.), dort haben wir bereits am Vortag die Ausrüstung zusammengesucht. Gleich nach dem Eintreffen aller Teammitglieder kontrollierten wir nochmals zusammen die Materialien für die Tour. (siehe Materialliste unten) 

Mitgenommen wurden insgesamt 95 kg Material aufgeteilt auf 6 Rucksäcke. Die schwersten Rucksäcke wurden mit ca. 20 kg beladen. 

Der effektive Start vom Standort Hauptgebäude Bergwerk erfolgte dann erst um 8:00 Uhr und begann mit einem Fußmarsch Richtung Kassianstollen. Nach ca. 20 Min. auf dem gut begehbaren Weg erreichten wir das Mundloch des Kassianstollens und bereiteten uns auf den Einstieg vor. Die ersten 50 m im Inneren des Stollens waren noch etwas beschwerlich zu meistern, jedoch war dieser Bereich wesentlich besser gesichert, wie bei der letzten Expedition, da die Holzzimmerung in diesen ersten Bereich nun fertiggestellt wurde. Fast immer kriechend bzw. liegend arbeiteten wir uns langsam durch die ersten Meter des Kassianstollens. 

 
Sind einmal die ersten Meter geschafft, wurde es dann im nicht mehr so verbrochenen Teil immer leichter für uns Meter zu machen. Bereits nach ca. 150 m nach dem Mundloch ist der Stollen im einwandfreien Zustand und lässt sich im aufrechten Gang begehen. An einigen Stellen hat sich jedoch etwas Wasser aufgestaut und man muss mit Vorsicht dies überwinden, um eventuelles Einlaufen von Wasser in die Gummistiefel zu verhindern. Auffallend war, dass zum Zeitpunkt der Expedition auffallend wenig Wasser aufgestaut hat, sodass wir auch schneller diesen Bereich hinter uns brachten. Nun gingen wir immer weiter im alten Stollen des Kassianstollens (P.S. Kassianstollen besteht aus zwei Tunneln, den alten und den neuen; der alte liegt in der Regel höhenmäßig über dem neuen und beide sind immer wieder untereinander verbunden). Vorbei an der Kreuzung zur „blauen Säule“ und vorbei an den „blauen Brettern“ erreichten wir eine kurze Abseilpassage von ca. 6 m. Dort war bereits ein Fixseil installiert, jedoch knöpften wir noch ein neues separates Seil dazu, um diese kurze Abseilpassage sicher zu bewältigen. Dieser Abstieg war im Grunde der Abstieg vom alten Kassinastollen in den neuen. Der neue Kassianstollen präsentiert sich jetzt in seinen vollen Querschnitt. Im Vergleich zum alten ist dieser, mit einem geschätzten Querschnitt von 5m2; wesentlich geräumiger. 
 
Im großen Stollen erreichten wir in wenigen Minuten die „Ölberg Zeche“, von dort stiegen wir wieder in den alten Stollen auf und gingen sozusagen über der „Ölbergzeche“ weiter. Eine kurze Kletterpassage mit einer möglichen Absturzhöhe von ca. 20 Meter musste überwunden werden. Dort war bereits ein vertrauenswürdiges Seil vorhanden und man nutzte dieses, um sich mit dem Karabiner einzuhängen. 

 
Im gut begehbaren Hauptgang gingen wir weiter, bis wir die Abzweigung in die Zeche „Hofkommissionsbau“ erreichten. Nach einem kurzen kriech Stück von ca. 8 m erreichten wir die große Zeche. Abwärts gehend über das lose Geröll versuchten wir immer eng beieinander zu bleiben, um somit den Steinschlag der von Teammitgliedern ausgelöst wird, nicht die Energie zu geben, dass dieser gefährlich werden könnte. Im unteren Bereich des „Hofkommissionsbaus“ musste eine Mauer gequert werden. Um diese Mauer sicher zu queren wurde ein Fixseil installiert, weil sich unter der Mauer ein Schacht befindet und die Absturzhöhe in diesen Bereich relativ groß ist. Des weiteren gilt es bei der Kletterpassage eine Trockenmauer zu queren, was bedeutet, dass man sich auf die Griffe nicht zu 100 % verlassen kann, da auch einige Steine lose sind. Nach dieser Mauer erwartete uns ein Schacht von ca. 10 m Höhe, der zu bewältigen war. Obwohl ein Fix Seil installiert war, entschied man sich ein weiteres Seil zu montieren und über diesen abzusteigen. Verwendet wurde die Technik des Abseilens mit der Abseilacht über Doppelseil. Das Seil wurde oben mit einer Umlenkrolle am Stand befestigt (und die Rolle über einen zweiten Anker gesichert), um den Aufstieg später zu erleichtern. (Aufstieg wie folgt: Person 1 knotet sich am Seilende ein, Person 2 verwendet Petzl Grigri am anderen Seil; somit führt Seil von Person 1 von Schacht unten zu Rolle am Schacht oben und dann zu Grigri mit Person 2 am unteren Ende des Schachtes. Um nun aufzusteigen, kann Person 1 an Seil was runterkommt ziehen und sozusagen sich selbst hochziehen und Person 2 kann unten mithelfen. Die letzte Person, die diesen Schacht überwinden muss, hängt sich dann auch an einer Seite fix ins Seil, am anderen Ende wird eine Steigklemme eingehängt die mit dem Klettergurt verbunden ist. Sobald man Zug auf die Steigklemme ausrichtet, wird man über die Umlenkrolle nach oben gezogen. Am oberen Ende des Seils kann eine zuvor aufgestiegene Person mit einer Steigklemme mithelfen, um den Aufstieg etwas zu erleichtern. 

 
Am unteren Ende des vertikalen Schachts angekommen, befanden wir uns nun im Katharinastollen. Das beeindruckende Gewölbe (Abb.3) gleich nach diesem Schacht, fasziniert manch Expeditionsmitglieder heute noch! 

Abb. 2: Gewölbe im Katharinastollen 
 
Weiter gingen wir nun über den Katharinastollen auswärts (=leicht abwärts) bis wir einen Stollen kreuzten und dann links abbogen, um zum Schacht zu kommen, der in den Theresiastollen führt. Am Schacht angekommen sammelten wir uns erstmals und bereiteten uns auf die Abseilpassage vor. Der Schacht besteht aus einer ca. 20 hm langen Abseilpassage, die im Winkel von ca. -45° nach unten läuft, danach schließt gleich ein 40 hm tiefe senkrechte Schacht an. Am obersten Ende des schrägen Schachts wurde an zwei Ankern ein 50 m halb statisches Seil befestigt und zwei Teammitglieder begaben sich über den Schrägschacht nach unten, um beim Übergang zum vertikalen Stück den Stand aufzubauen. Bei diesem Stand sind bereits die Anker vorhanden. Mit zwei Schlingen wurden die Anker verbunden und darunter der Karabiner so eingehängt, dass die Anker gleich belastet werden bzw. dass das System so funktioniert, dass die Anker gleich belastet werden. Von diesem Karabiner wurde nun das Seil eingehängt, an dem man dann abseilt. Um den Verlauf des Seils über die Felskanten am Stand zu optimieren, wurde das Seil an einem zusätzlichen Anker mit den Mastwurfknoten eingehängt. Das ermöglicht, dass das Seil vertikal nach unten läuft, ohne Felswände zu berühren und somit einen Verschleiß des Seils verhindert. Um alle noch besser abzusichern wurde zusätzlich zum 70 m statischen Seil noch ein 70 m dynamisches Seil eingezogen, dass beim Aufstieg als Sicherung dienen sollte. Das 50 m statische Seil, das den schrägen Teil des Schachtes runterführte, wurde dann noch mit dem Stand am Beginn des vertikalen Teils verbunden. Beim Abseilen des schrägen Schachtes muss immer darauf geachtet werden, dass am Ende des Seils ein Konten geknüpft wurde. Dieses 50 m Seil gehen nämlich nur bis zu einem ¼ des gesamten Schachtes und würde dann auslaufen. Um dies doppelt abzusichern wurde dieses 50 m seil auch am Stand am oberen Punkt des Vertikalschachts befestigt, um dies zu verhindern. Bei der nun 40 m vertikalen Abseilpassage wurde ein neues, noch nie benutztes und somit vollkommen sauberes Seil verwendet. Beim Abseilen mit der Abseilacht ist uns aufgefallen, dass die Abseilgeschwindigkeit ziemlich hoch war und dass ein Bremsen schwieriger möglich war wie bei anderen gewohnten Seilen. Auch hat man an den Handschuhen der Bremshand große Abnutzungserscheinungen gesehen und auch die Reibungswärme, die durch das Durchlaufen des Seils über die Handschuhe entstanden ist nicht zu unterschätzen.  Zu Verbrennungen an den Händen ist es nicht gekommen, jedoch war die Reibungswärme doch erwähnenswert. In Zukunft wäre es auch sinnvoll, wenn man mit der Abseilacht abseilt immer das Seil beim Eingang in die Abseilacht mit einer Prusikschlinge zu sichern. Dies ist ein relevantes sicherheitsteil da man somit die Hände beim Abseilen auslassen könnte und die Prunsikschlinge würde das Seil, und somit das Abseilen stoppen (im falle, dass die Hände zu heiß werden oder der Abseilende von Steinschlag getroffen wird) 

Am unteren Ende des 40 m. Schachtes angekommen befindet man sich im Hauptstollen des Theresiastollens. Von dort aus sind wir weiter nach innen, wo der Stollen dann wendet. Vor der Aufstiegspassage befindet sich ein Schacht, der mit Wasser gefüllt ist. Der Schacht ist ca. 25 m tief; dies wurde getestet, indem ein Stein am Seil befestigt wurde und dann heruntergelassen wurde.  

Nun begaben wir uns an den Aufstieg in die Silberzeche. Der Aufstieg besteht am Anfang g aus einem ca. 45 Grad steilen Stollen mit viel Geröll. Diese Passage absolvierten, indem wir eng zusammen rauf gingen und versuchten so wenig wie möglich Geröll runterzulassen. Nach den ersten 30 schrägen Metern befindet sich ein Fixseil, dass den weiteren Aufstieg erleichtert. Am oberen drittel des schrägen teils befindet sich ein Stand mit zwei alten Ankern. Ein neuer Anker wurde dort gebohrt und ein Seil befestigt, das das Aufsteigen des zweiten Teams erleichterte. Von diesem Stand aus ging es dann noch ca. 20 hm schräg nach oben bis wir einen senkrechten Schacht erreichten. Bei diesem Schacht ist ein altes Fixseil bereits installiert und ein dünnes Seil zum Einziehen eines zweiten Seils. 

Abb. 3: Beim Aufstieg vom Theresiastollen in die Silberzeche 

Somit wurde das dünne Seil nun ausgezogen und ein 50 m dynamisches Seil eingezogen. Der Aufstieg erfolgte dann mittels SRT bis zum ca. 10 m darüberliegen den Stand. Dort befindet sich eine kleine horizontal Passage bevor es dann wieder in einem Winkel von ca. 45 Grad nach oben geht. Bei der Nachbesprechung der Expedition wurde herausgefunden, dass man an diesem Punkt bereits im Hauptstollen des Katharinastollens sein könnte. Dies muss bei der nächsten Expedition noch geprüft werden und auf Zeichen wie Vortriebsrichtung, Gesteinsart, Querschnittsgröße… geachtet werden. Von diesem Stand aus führt ein altes Fixseil weiter nach oben. Bei ca. der Hälfte der schrägen Aufwertspassage mit einem gerölligem Untergrund befindet sich eine ca. 4 m hohe Natursteinmauer, die überwunden werden muss. Ein Fixseil erleichterte den Aufstieg immens. Noch weitere ca. 30 schräge Metern nach oben, dann geht es wieder 20 m schräg nach unten. An diesen Hochpunkt ist auffallen, dass auf der Firste des Stollens große Felsbrocken zu sehen sind. Diese könnten einen von oben runterkommendem Schacht versperren. Nach den ca. 30 m nach unten bewältigt man einen kurzen Teil horizontal. Am Ende des horizontalen Teils befinden sich einige Teile eines alten Stollenhundes. Die Materialkiste ist noch ziemlich gut erhalten, Räder, Spurnagel und weitere Eisenteile wurden nicht gefunden. Vom Stollenhund geht es dann wieder steil über Geröll nach oben, man überwindet eine kleine Mauer und kommt zu einem horizontalen Teilstück, das in einer Zeche endet. In dieser Zeche ist Mittendrinn ein kleiner See. Der See erscheint blau, weil sich unterm Wasser Kupfermineralien abgelagert haben. A dieser Stelle wurden Anzeichen der Pionier gefunden, die im Jahre 2000 bereits das Stollensystem ziemlich genau erkundeten. Zwei XPS Isolierplatten mit den Abmessungen 30×30 cm als Sitzpolster wurden gefunden. Von dieser Zeche mit dem See erstreckt sich dann ein System weiter nach oben. 

Abb. 4: Kleiner See in der Silberzeche 

Erst erfolgte der Aufstieg über eine Mauer, dann über Geröll bis man zu einer Felswand kam. Dort wurden dann Anker gebohrt und mit den Petzl COEUR PULSE vertikale Passage von ca. 8 m bewältigt. Von unten schaut es aus, wie oben ein Seitenstollen sich erstrecken würde, dieser aber bald enden würde. Der Forschergeist zahlte sich aber aus und am oberen Ende des Schachts erstreckte sich eine weiter große Zeche. Diese Zeche wurde bis auf die Schächte, die wieder nach unten führen erkundet und es stellt sich heraus, dass es kein Weiterkommen gab. Somit beschlossen wir umzudrehen und den Rückweg anzutreten. 

Abb. 5: Zeche die vollständig erkundet wurde, und dann der Rückweg angetreten wurde 

Beim Rückweg teilten wir die Gruppe wieder in zwei Teams auf. Voraus gingen 3 Personen, die versuchten so schnell wie möglich den großen Schacht, der in den Katharinastolle führt zu erreichen. Das zweite Team bestehend aus zwei Personen, diese baute alle Fixseile, die zuvor installiert worden, ab und nahmen sich für eine ungenaue Vermessung der Silberzeche Zeit. Das zweite Team musste genügend Abstand vom ersten halten, damit kein Steinschlag ausgelöst werden konnte, der die darunterliegenden Teammitglieder trifft. Somit hat die zweite Gruppe bevor es zurückgeht 10 Min. gewartet und ist erst dann gestartet. 

Abb. 6: kurze Mittagspause in der Silberzeche beim kleinen See 

Vermessen wurde nur ungenau, bzw. möglichst schnell um ungefähr eine Idee zu haben, in welche Ebene man des Stollensystems gekommen ist. Verwendet wurde ein Leica Disto D5 der Längen und den Höhenwinkel (Vertikalwinkel) messen kann. Die Messdaten wurden am Handy notiert und eine kleine Skizze angefertigt. 

Bei der kurzen Abseilpassage im Schacht in der Silberzeche wurde ein 10 mm statisches Seil hängen gelassen, um ein zukünftiges Aufsteigen zu erleichtern. 

Sobald das zweite Team den Hauptschacht erreicht hat, befand sich der dritte Mann am oberen Ende der Aufsteigpassage. Die zwei letzten vor dem großen Schacht hatten noch 3 Rucksäcke im Gepäck, jeweils einer nahm einen Rucksack beim Aufsteigen mit, der dritte Rucksack wurde unten ans Seil gehängt, was das Aufsteigen der letzten Person in den Anfangsmetern erleichtert. Hingewiesen wird, dass das Aufsteigen mit Rucksack auf dem Rücken wesentlich anstrengender ist als ohne Rucksack. Durch den Rucksack verlagert sich der Schwerpunkt weiter nach hinten, was eine schräge Aufsiegslage zur Folge hat (man hängt nicht so vertikal im Seil wie ohne Rucksack) dadurch werden die Arme wesentlich mehr beansprucht. 

Sobald der letzte den vertikalen Teil des großen Schachts absolviert hatte, wartete an diesem Punkt einer der anderen Expeditionsmitglieder, um dann zusammen das 70 m statische Seil wo der Rucksack befestigt war, herauszuziehen und das 70 m dynamische Sicherungsseil rauf zuziehen. Dann wurde der Stand abgebaut und alle Seile, Rucksäcke zum obersten Punkt des schrägen Schachts getragen. Dort angekommen wurden die Seile in die Rucksäcke verpackt und auch dieser Stand abgebaut. Dann begaben wir uns zügig weiter zum kleinen Schacht, der vom Katharinastollen in den Hofkommissionsbau führt. Dort wurde beim Aufsteigen die Technik angewandt wie zuvor beschrieben und der Schacht wurde schnell überwunden. 

Ein Teammitglied vermeldete Schmerzen im Schulterbereich, die beim Aufsteigen durch den tiefen Schacht entstanden sind. Dieses Teammitglied wurde versucht zu entlasten, indem man ihm die schweren Lasten abnahm. In Zukunft sollte verhindert werden, dass eine angeschlagene Person vorausgeht, besser wäre, wenn diese nur hinterhergehen müsste und jegliche Denkarbeit der abgenommen werden könnte, da man nicht weiß, ob der angeschlagene zu 100 % bei sich ist. 

Die Schmerzen waren aber halb so schlimm und wir erreichten bald den Ausgang des Kassianstollens. Zwei Teammitglieder machten noch einen kurzen Abstecher zur blauen Säule, da diese die einzigartige Farbenpracht des Bergwerks Villanders widerspiegelt und eines der schönsten Punkte im gesamten Stollensystem ist. Ausgestiegen wurde um 19:30 beim Kassianstollen und der Rückweg zur Stollenhütte beim Elisabethstollen angegangen. Um 20:10 errichten wir die Stollenhütte und gönnten uns erstmals einen kräftigen Schluck Wasser. Bei dieser Expedition hatten wir nämlich nur 3 l Wasser für 5 Personen mit, was bei einer körperlich anstrengenden Expedition über 11 Stunden um ein Vielfaches zu wenig ist. 

Abb. 7: Vor der Stollenhütte 

Wir wechselten die Kleidung und freuten uns schon auf eine kräftige Mahlzeit, die der Geschäftsführer des Kultur- und Museumsvereins Robert Gruber in der Zwischenzeit vorbereitet hat.  

FAZIT 

Das Ziel der Expedition, die Silberzeche, wurde erreicht, jedoch noch nicht vollständig erkundet. Eine Möglichkeit gebe es noch, jedoch fehlte uns die Zeit auch diesen Stollen noch zu erkunden. Dieser Stollen befindet sich am oberen Teil der Silberzeche beim kleinen See. Dort war von unten ein Stollen zu sehen, der wir gehen könnte, für uns war es nicht unmöglich den Stollen zu erreichen, da eine Kletterpassage benötigt gewesen wäre und einfach die Zeit fehlte. Dennoch konnten wir einen großen Teil erkunden und auch ungefähr vermessen, was uns speziell in der Nachberechnung besonders geholfen hatte. Wir konnten durch die Vermessung ungefähr nachvollziehen, wie viel Höhenmeter wir gemacht haben und schlossen daraus, dass wir bereits weit ober dem Katherinastollen sein mussten und es bis zum Kassianstollen auch nicht mehr weit sein konnte. Jedoch wissen wir nicht, ob dieser letzte Stollen in einen weiteren Teil der Silberzeche führt oder ob der Stollen nach wenigen Metern aufhört. 

INFOS  

Das gesamte Stollensystem ist mittels einbruchsicherer Türen geschlossen, somit nicht für Abenteuerlustige zugänglich. Für Besucher bieten wir Führungen durch den Elisabeth und Lorenz-Stollen an. Infos unter www.bergwerk.it. Des weiten bieten wir zwei Klettertouren in anderen Teilen des Bergwerkes an, diese sind auf Anfrage machbar. Die anderen Teile des Stollensystems kann nur durch ausgebildete fachkundige Personen unter Absprache mit der Verwaltung des Kultur- und Museumsvereins befahren werden. Das alte Stollensystem steht unter Schutz, wobei die Stollen so erhalten bleiben müssen, wie sie vorgefunden wurden. Darum gilt äußerste Vorsicht, um die Farbenpracht und den Verbau nicht zu zerstören. 

 
Glück Auf 

Neuvermessung Karte Theresiastollen – Silberzeche.

MATERIALLISTE 

Standardausrüstung 

  • Schlatz AV Titan Man  
  • Klettergurt  
  • Schraubkarabiner 
  • Gummistiefel 
  • Handschuhe 
  • Helm 
  • Stirnlampe Ledlenser MH10 

Materialliste 

485  Meter Seil  

Ca. 95 kg Ausrüstung 

  • Seil 70 m, 10mm, halbstatisch (Seildehnung 3%) 
  • Seil 70 m, 10mm, halbstatisch (Seildehnung 3%)
  • Seil 70 m, 10mm, halbstatisch (Seildehnung 3%) 
  • Seil 70 m, 10mm, dynamisch 
  • Seil 50 m, 10,5mm, halbstatisch 
  • Seil 50 m, 11mm, halbstatisch 
  • Seil 50 m, 10mm, dynamisch 
  • Seil 30m, 10mm, halbstatisch (= Seil evtl. zum hängen lassen) 
  • Rebschnur 30m 
  • Rebschnur 20m 
  • 5x Schlingen 
  • Ca. 20 Karabiner 
  • 5x Abseilacht 
  • 1x Petzl miniTraxion 
  • 1x Petzl Grigri 
  • 1x Petzl Grillon 
  • 2x Seilrolle 
  • 2x Petzl Fußsteigklemme 
  • 4x Petzl Bruststeigklemme 
  • 3x Petzl Handsteigklemme 
  • 2x Brustgurt 
  • 2x Set zum Aufsteigen auf Seil mit Gummiband 
  • Bosch Akkubohrhammer 
  • 3x Battarie für Akkubohrhammer 
  • 2x Bohrer 8mm 
  • 3x Bohrer 10mm 
  • 10x Dübel (10mm) in Inox mit Spit in Inox 
  • 2x Petzl COEUR PULSE 
  • 10x Karabiner in Inox 
  • 2x Ledlenser P7r Core 
  • 2x Ersatz Stirnlampe Ledlenser MH10 
  • 2x Erste Hilfe Set 

Verfasst von: Klaus u. Christof Gruber