Die geografische Lage des Bergbaugebietes

Bei Klausen mündet das in nordwestliche Richtung verlaufende Thinnetal. Es ist mit rund 10 km Länge ein westliches Seitental des mittleren Eisacktales. An der Südseite dieses engen, schluchtähnlichen Tales liegt der sogenannte Pfunderer Berg (1519 m), westlich davon erstrecken sich die Villanderer Almen, an deren westlicher Begrenzung der Villanderer Berg (2509 m) liegt. Die Villanderer Almen bilden eine riesige Fläche, die zu den größten Hochweiden Südtirols zählt und sind Teil der Sarntaler Alpen.

Der Thinnebach wird zum Großteil durch das Wasser der ausgedehnten Weiden, Wiesen und Moore der Villanderer Alm gespeist, wo ebenfalls Bergbau betrieben wurde. Die Stadt Klausen wurde wiederholt durch Hochwasser und Schuttmassen aus dem Thinnetal heimgesucht, was schwere Schäden verursachte. Wo im Thinnetal der Plankenbach in den Thinnebach mündet, steht auf einem Felsvorsprung das Schloss Garnstein, das in der Geschichte des Bergbaus eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hat. Das Gebiet Bergwerk Villanders, das heute größtenteils zur Gemeinde Villanders gehört, gilt als eines der ältesten und zugleich bedeutendsten Bergbaugebiete Tirols und besaß auch ein eigenes Berggericht. Das Abbaugebiet vom Bergwerk Villanders lag hauptsächlich an dessen steiler und bewaldeter Nordostflanke, „Rotlahn“ genannt. Der Abbau auf der Villanderer Alm, der wesentlich älter als der am Bergwerk Villanders sein dürfte, hat sich vor allem am Seeberg und am Sam abgespielt.

Wenn das unscheinbare, tief eingeschnittene Thinnetal heute kaum noch von Bedeutung ist, so spielte es in der Landesgeschichte immer wieder eine gewichtige Rolle. Der Thinnebach war nämlich seit jeher eine wichtige Grenze. Er trennte seit 1027:

  • die Diözesen Brixen und Trient,
  • die alten Grafschaften Bozen und Norital,
  • später die Gerichte Villanders und Latzfons-Verdings bzw. Klausen sowie
  • das Hochstift Brixen und die Grafschaft Tirol.

Dies führte wiederholt zu erbitterten Grenzstreitigkeiten zwischen den einzelnen Parteien, nicht zuletzt wegen der unmittelbaren Nähe des Bergwerks. Allerdings stellte der Thinnebach nicht in seinem gesamten Verlauf die Grenze dar, so dass es immer wieder zu Neuvermessungen und zur Aufstellung von Marksteinen kam.

Ein Teil an der rechten (südlichen) Seite des Baches gehörte noch zum Fürstbistum Brixen, was an und für sich nichts Besonderes wäre, wenn nicht gerade in diesem Gebiet die Erzlagerstätten des Bergwerks Villanders liegen würden. So grenzten Brixen und die Grafschaft Tirol also inmitten des Bergbaugebietes aneinander. Mit jedem neuen Erzfund wurde die Grenzfrage wieder akut. Dies mag auch die Erklärung dafür liefern, dass in dieser abgelegenen Gegend eine Burg (Garnstein) errichtet worden war.

 

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